Die Vermeidung der Entstehung sowie die Eliminierung von Biofilm in Endoskop-Kanälen ist ein aktuelles Thema bei der #Aufbereitung flexibler Endoskope. Dabei wird diskutiert, ob hinsichtlich seiner Eliminierung der Biofilm als
eine Anhäufung von Mikroorganismen, welche durch Desinfektion oder Sterilisation inaktiviert werden, kann, oder
eine aus extrazellulären polymeren Substanzen (EPS) bestehende „Anschmutzung“ mit eingeschlossenen Mikroorganismen, welche durch Reinigung entfernt werden, kann
anzusehen ist.
Nach derzeitigem Kenntnisstand bestehen klassische Biofilme aus ca. 20 % Mikroorganismen und ca. 80% EPS.
In den internationalen Standards zur Prüfung von #Desinfektionsmitteln und von Desinfektionsprozessen sind keine Wirksamkeitstestungen gegen Mikroorganismen in Biofilmen vorgesehen. In der wissenschaftlichen Fachliteratur sind Arbeiten erschienen, welche eine eingeschränkte Wirksamkeit einiger antimikrobieller Wirkstoffe gegen in Biofilmen eingebettete Mikroorganismen beschreiben. In anderen Publikationen konnte eine Wirksamkeit erst bei einer bis zu 20-fach höheren Anwendungskonzentrationen in Abhängigkeit von der Art und des Alters des Biofilms nachgewiesen werden.
Bezüglich der Wirksamkeit gegen Biofilm von Niedertemperatur-Sterilisationsverfahren, welche bei der Endoskop-Aufbereitung zum Einsatz kommen können, sind mir als Autor keine Veröffentlichungen bekannt.
Für Reinigungsmittel gibt es ebenfalls keinen internationalen Standard zur Prüfung der Leistung zum Entfernen von Biofilm. In Publikationen sind jedoch die Wirksamkeit von Reinigern, des Bürstens der Kanäle sowie von maschinellen Reinigungsverfahren mit erhöhter mechanischer Unterstützung beschrieben.
In der Mehrzahl der Publikationen wird zum Wirksamkeitsnachweis ein auf Mikrotiter-Platten erzeugter Biofilm verwendet. Eine andere Testmethode, bei der ein in einem Schlauch angezüchteter Biofilm zum Einsatz kommt, wird in der internationalen Normenreihe EN ISO 15883 „Reinigungs-Desinfektionsgeräte“ beschrieben. Dieser Test ist zwingend vorgeschrieben zur Prüfung der Reinigungsleistung von Reinigungs-Desinfektionsgeräten für thermostabile Endoskope (#RDG-E) im Rahmen der Typtestungen durch den Hersteller.
Fazit:
Erste Priorität hat die Vermeidung der Entstehung von Biofilmen.
Eine Eliminierung einmal entstandener Biofilme aus Endoskop-Kanälen kann am sichersten durch eine sorgfältige Reinigung mit mechanischer Unterstützung unter Verwendung geprüfter Mittel und Geräte gewährleistet werden. Das bevorzugte Verfahren ist eine manuelle Reinigung inklusive Bürsten der Kanäle gefolgt von der weiteren Reinigung und Desinfektion in einem #RDG-E geprüft nach der Normenreihe EN ISO 15883.
Über den Autor
PD Dr. Holger Biering studierte Chemie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg an der er auch promovierte und habilitierte. Bis zum Jahr 2010 arbeitete er in verschiedenen leitenden Positionen in der Forschung und Entwicklung der Firma Ecolab. Seit diesem Zeitpunkt ist er als Berater für die Reinigung und Desinfektion von Medizinprodukten für Firmen und Anwender im Gesundheitswesen tätig. Bis 2022 war Holger als beratendes Mitglied im AKI tätig.
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